Vor kurzem hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, eine Prüfung bestehen zu wollen. Vom Müssen möchte ich hier gar nicht reden, weil ich es mir ja ausgesucht hatte und dann eben auch wollte. Je näher dieser Termin allerdings rückte, desto größer wurden die Zweifel, ob das denn wirklich eine gute Idee gewesen ist. Von Vergnügen war da bald nicht mehr die Rede. – Wie lange lag meine letzte Prüfung zurück? Hm, so lange, dass ich irgendwann aufgehört habe, die Jahre zu zählen.
Bei der Prüfung ging es ums Lernen, und gelernt habe ich. Anfangs sehr fleißig, nach Plan und mit großer Neugier. Und doch habe ich mich geplagt und irgendwann sogar mit meiner Entscheidung gehadert. Die Prüfung kam immer näher und ich wurde nervöser, konnte mich immer weniger gut konzentrieren und suchte umso mehr nach Ablenkung und Gelegenheiten zu prokrastinieren. Daran konnte ich mich erinnern: Ich habe nicht mehr vernünftig geschlafen, meine Gedanken rotierten nur noch um die Prüfung. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich die Themen und Inhalte gut verstanden hatte, dass ich wusste, worum es ging und auch wusste, worum es mir ging, als ich mich für die Ausbildung entschieden hatte. Ich war überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die verschiedenen Themen waren spannend, mir haben sich die Vorteile schnell erschlossen, ich hatte viel Spaß beim Ausprobieren und Diskutieren der neuen Ideen und Ansätze ebenso wie beim Nachdenken über die Möglichkeiten, die sich mir bieten würden. Und dennoch wurde der Gedanke an die Prüfung immer unbequemer und bescherte mir sogar körperliche Probleme.
Tja. Prüfungen sind dann wohl nicht mein Ding. Bestanden habe ich trotzdem. Denn ich war überzeugt von der Ausbildung und von der Idee, als agiler Lerncoach ein neues Betätigungsfeld zu ergreifen.
Ich bin nun also agiler Lerncoach. Was das ist und was ich damit verbinde, werde ich in einem folgenden Blogbeitrag erzählen.
Heute geht’s ums Lernen.
Während der Ausbildung wurde mir irgendwann bewusst, dass das Lernen eigentlich schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und Arbeitens war. Ohne darüber nachzudenken, ist eigentlich jeder Übersetzungsauftrag, jeder Text, den ich bearbeitet oder geschrieben habe, jedes Seminar, das ich geleitet habe und jeder Vortrag, den ich gehalten habe, immer eine eigene kleine Lernreise gewesen. Sowohl inhaltlich als auch methodisch, technisch oder technologisch. Ich habe mich nie gescheut, Neues auszuprobieren und es zu verwerfen, wenn es nicht funktioniert hat oder auch zu übernehmen, wenn es mich wirklich bereichert hat. Auch inhaltlich immer wieder in neue Themen einzutauchen und neue Perspektiven und Stimmen zu erkunden, waren Herausforderungen, die ich gern angenommen habe. Lernen war nicht nur ein netter Bestandteil meiner Arbeit, es war eigentlich der Dreh und Angelpunkt all der Dinge, die ich in Angriff genommen habe.
Letztendlich war die Entscheidung, das Lernen nun auch zu meinem Beruf zu machen, also sehr konsequent – auch wenn mir das erst klar wurde, nachdem ich mich für die Ausbildung zum agilen Lerncoach angemeldet hatte.
Eine Prüfung wird wohl nie meine bevorzugte Form sein, einen Lernschritt abzuschließen. Aber gelernt habe ich natürlich auch daraus. Denn die Bestätigung des Lernerfolgs gehört eben auch dazu, stärkt das lernende Ego und erlaubt das Weitermachen. Aufhören möchte ich nämlich nicht, und darüber hinaus nun auch anderen Menschen vermitteln, wie großartig und bereichernd es ist zu lernen. Und wie viel Spaß es macht!
Parallel zu meinen Mitschriften rund um das agile Lernen und über meine (Lern-)Erfahrungen als Übersetzerin und Politologin in diesem Blog, habe ich mich entschieden, meine persönlichen Lernreisen auf einem begleitenden Instagram-Konto zu dokumentieren – schaut gern dort vorbei.
Lehren und Lernen sind wie die zwei Anfänge (oder Enden?) eines Wollknäuels, die ineinander verwoben werden und vielseitig werden können. Nur zusammen schaffen die Substand und Bedeutung – mal bunt und wärmend, mal elegant oder funktional.